Im Februar 2013 erhielten wir Jusos Neukölln große öffentliche Aufmerksamkeit, nachdem wir das Buch „Neukölln ist überall“ des Neuköllner Bürgermeisters Heinz Buschkowsky kritisch kommentierten und für gut 100€ im Internet versteigerten. Diese Aktion ist mit der feierlichen Übergabe der ersteigerten Summe an den “Lesen und Schreiben e.V.” am 15. Mai zu ihrem Abschluss gekommen.
Martin Hikel, Kreisvorsitzender der Jusos Neukölln, überreichte dem Verein den 100€-Scheck mit den Worten: „Wir sind mit vielen Dingen, die Buschkowsky über Neukölln schreibt, nicht einverstanden und das haben wir mit dieser Aktion wirkungsvoll zum Ausdruck gebracht. Nun möchten wir diese Aufmerksamkeit nutzen, um auf tatsächliche Probleme Neuköllns hinzuweisen und dazu gehört auch der funktionale Analphabetismus.“
Die Vereinsmitglieder setzen sich seit nunmehr fast 30 Jahren aktiv dafür ein, dass Menschen, die trotz einer Schulbildung im erwachsenen Alter nicht oder kaum lesen und schreiben können, diese Grundfähigkeiten erlernen. Im Vollzeitbetrieb erhalten die Teilnehmer_innen der Projekte jeden Tag Unterricht im Lesen und Schreiben.
„Die Gesellschaft hat keinen Platz für Menschen, die nicht lesen und schreiben können.“, sagte eine Lehrerin des Vereins beim Besuch der Jusos Neukölln am Mittwoch Abend. Diese Aussage wurde von Teilnehmer_innen der Projekte bestätigt, die von erschreckenden Diskriminierungen im Alltag berichteten und sich dadurch selbst nicht mehr als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft fühlten. Dieses Gefühl wieder aufzubauen, wird nicht nur durch die Fähigkeit lesen und schreiben können erreicht. Dafür bedarf es einer ganzheitlichen Bildung, weshalb neben der Alphabetisierung u.a. auch die Entwicklung alltagspraktischer und handwerklicher Fertigkeiten auf dem Lehrplan des Vereins stehen.
Allein in Neukölln leben 28.000 funktionale Analphabet_innen – dieser Zustand ist nicht hinnehmbar! Bereits im September 2012 haben wir Jusos Neukölln daher einen Antrag mit der Forderung eingereicht, dass der Senat und die Bezirksämter Alphabetisierungsträger und -vereine wie ‚Lesen und Schreiben‘ e.V. mehr Unterstützung zusichern soll. Auch in Zukunft werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, die Alphabetisierung in Berlin voranzutreiben und funktionalen Analphabet_innen somit die Perspektive auf eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.