Am 9. und 10.06.2012 haben die Jusos Neukölln ihre Klausurtagung abgehalten. Diese stand ganz im Zeichen von Karl Marx, da wir in diesem wahlkampffreien Jahr uns wieder einmal auf die Ursprünge der Sozialdemokratie besinnen wollten, um zu lernen woher wir eigentlich kommen und daraus ableitend wohin wir damit gehen wollen.
Am ersten Tag haben wir uns intensiv mit Marx: “Das Kapital” auseinandergesetzt, in dem nicht, wie vielfach kolportiert, eine moralische Abrechnung mit dem Kapitalismus und einer endgültigen Revolution des Proletariats hin zu einer kommunistischen Gesellschaft beschrieben wird, sondern eine grundlegende kritische Analyse der kapitalistischen Ökonomie erfolgt, die in ihren Grundzügen heutzutage genauso zutreffend ist wie damals. Gerade der von Marx analysierte “Warenfetischismus” d.h. die scheinbar natürlichen Annahme, jedes Gut und jede Dienstleistung besitze automatisch einen materiellen Wert, ist heute ausgeprägter denn je, da unsere Gesellschaft zunehmend selbst Bereiche wie Kunst, Gesundheit oder Bildung einen Wert zuordnet und dementsprechend auch nur “wertvolle” Bildung fördern will.
Es ist außerdem klar geworden, dass ein Kapitalismus ohne Krise nicht möglich ist, da der Zwang zur Produktionssteigerung und die Vervielfachung des Gewinns fortwährend besteht, auch wenn dadurch erst die Krise verursacht wird, so wie es durch die zahlreich geplatzten Blasen nun wieder der Fall ist. Nichtsdestotrotz ist klar: Marx ging nicht davon aus, dass der Kapitalismus irgendwann von selbst zusammenbricht; eine Veränderung des Systems zur Verbesserung der Lebensverhältnisse aller Menschen bedarf harter und dauerhafter Arbeit linker Kräfte.